Wissen Sie noch, was eine Laserdisc ist? Ein DAT-Recorder? MiniDisc? Betamax? Allesamt herausragende Technolgien, die sich aber im Formatekrieg der Medienindustrie nicht durchsetzen konnten. Ähnlich ergeht es gerade dem E-Book-Markt, wie ein ausführlicher Bericht von Fabian Kern aufzeigt.
Klar, es ist ärgerlich, wenn im neuerdings geschlossenen “Samsung Reader Hub” gekaufte Bücher nicht in die Kindle-App übertragen werden können. Vorbildlicher geht da die Telekom mit ihren Lesern um. Weniger unterschiedliche Geräte, weniger verschiedene Software, weniger E-Book-Stores. Was auf den ersten Blick wie ein Verlust aussieht, hat auch seine guten Seiten. Leser können sich (fast) sicher sein, dass sie ihre bei den “Großen” gekauften E-Books lange Zeit werden nutzen können. Nebenbei bemerkt: Welches Buch haben Sie wirklich nochmal zur Hand genommen, nachdem Sie es ausgelesen hatten?
Auch Softwarehersteller und Content-Anbieter werden von der Konsolidierung des E-Book-Marktes profitieren. Müssen sie neue Bücher doch nun auf weniger Geräten testen. Es genügt schon, dass einer der “Großen” schlecht dokumentierte Tricks verlangt, damit die im CSS definierten Schriftformatierungen ausgeführt werden. Da will man sich als E-Book-Hersteller nicht auch noch damit herumplagen, dass an sich eindeutige CSS-Anweisungen auf verschiedenen Geräten zu den unterschiedlichsten Ergebnissen führen – bis hin zur völligen Ignoranz des kompletten CSS, wenn es versehentlich ANSI-codiert ist. In letzterem Falle dauerte die Fehlersuche mehrere Stunden. Ein schlichtes “Convert to UTF-8” löste das Problem.
Unterm Strich bedeutet die Konsolidierung (sprich: Reduzierung) für Verleger und Leser vor allem eines: Weniger Unsicherheit.
Ich habe Bücher in meiner Bibliothek, die ich sicherlich zehnmal oder öfter gelesen habe. Aber auch die anderen Bücher nehme ich immer wieder mal zur Hand um Zitate zu suchen oder eine bestimmte Stelle nachzulesen.
Dann gibt es wieder andere Bücher, mit denen arbeite ich über Jahre hinweg immer wieder.
Schlechtes DRM rechtfertigt sich nicht dadurch, dass die meisten Leser Bücher lediglich einmal konsumieren. Bücher sind Wissensspeicher und durch ihren Erwerb sichere ich mir den Zugriff auf dieses Wissen. Egal wie oft ich es nun tatsächlich abrufe.
Liebe Mela Eckenfels, sehe ich auch so. Deshalb gefällt mir die Idee von LOG.OS so gut:
https:///log-os.info/wordpress/worum-gehts/
Der Handel hat mit dem Einzug des E-Books und E-Magazins die Funktion einer Zentral-, Landes- und Nationalbibliothek übersprungen und ist auf dem Weg zur Suprabibliothek und Google folgt auf dem Fuße (siehe auch, Artikel von Stephan Sprang zu Google Magazine https:///tango-publishing.info/?p=175801725). Wissen ist Macht, ist der Bürger bald machtlos?
Schöne neue eBook-Welt oder digitale Fahrenheit 451?
Dein, Andy Artmann
Lieber Andy,
ich bin an dieser Stelle für eine klare Funktionstrennung. Der Handel soll handeln, nicht mehr und nicht weniger. Die Suprabibliothek gehört in die öffentliche Hand. Gibt es eigentlich sowas wie ein Pflicht-Exemplar bei E-Books und E-Magazinen?
Nebenbei: Ich würde auch gerne meine gekauften E-Books an beliebiger Stelle sichern. Quasi als persönliche Bibliothek. Der Buchhändler nebenan gibt ja mir auch kein Buchregal mit, in das ich die bei ihm gekauften Bücher stellen muss.
Ja, E-Books sind schon seit ein paar Jahren als Pflichtabgabe bei der DNB abzuliefern.
Sichern geht übrigens sehr gut, auch bei Kindle-Readern. Einfach den Reader per USB anschließen und kopieren …
@Stephan Sprang Die Buchhändlerin übernimmt in Zukunft die Funktion eines “Kurators”, im Sinne von kuratieren von Inhalten.
Interessant – aber hinkt der Vergleich nicht ein wenig? Die im Artikel genannten Technologien betreffen ja den Datenträger als solches – und nicht den Inhalt. eBooks werden im Internet vorgehalten und landen dann erst auf einem Datenträger (dem jeweiligen Reader). Insofern kann ein eBook (zumindest theoretisch) in einem Meta-Format vorgehalten werden, welches dann auf dem Zielmedium entsprechend organisiert und dargestellt wird. Insofern ist es ein Problem der Hersteller der eReader. Das Format eBook als solches wird davon nicht betroffen sein (hoffe ich :D) )
Eine Möglichkeit wäre das Vorhalten von Inhalten in modernen XML-Datenbanken. Publishing Systeme wie tango media können damit im Prinzip jedes Format ausgeben. So wird aus einer Quelle ein Print-PDF oder ein EPUB beziehungsweise direkt eine Kindle-Ausgabe exportiert. Das Ansteuern von bezahlten und unbezahlten Webseiten via XHTML und HTML5 (auch für Apps, iPad und Android) praktiziert die MarkStein Software GmbH zum Beispiel mit dem Handelsblatt täglich. Allerdings sind weltweit bisher erst zehn Prozent der Verlage XML-fähig.