In dieser Folge unserer Serie beschäftigen wir uns anhand von Beispielen mit den crossmedialen Funktionen in Publishing-Systemen, wie sie in Verlagen und der Unternehmenskommunikation eingesetzt werden.
Verschaffen wir uns zuerst einen Überblick. Bild unten zeigt eine Übersicht über die digitalen Produkte, die sich neben gedruckten Publikationen mit einem Multi-Channel Publishing-System (MCPS) generieren lassen. Dabei wird generell zwischen zwei Kategorien unterschieden: Gestaltete Produkte, die eine print-identische oder print-ähnliche Darstellung bieten sowie automatisiert ausgespielte Produkte, bei denen das Endgerät mittels Schablonen (Templates) die Gestaltung übernimmt. Zu den gestalteten Produkten gehören ePaper-Ausgaben und digitale Magazine, z.B. für das iPad. Letztere erfordern einen erheblichen Aufwand, da sowohl Seiten im Hoch- als auch im Querformat gestaltet werden müssen. Aus diesem Grund wird heute (z.B. mit der neuen Adobe Digital Publishing Solution 2) der Ansatz präferiert, Gestaltungen für Apps automatisiert über die Endgeräte erstellen zu lassen, so dass diese nur noch mit strukturierten Textdaten befüllt werden müssen. Stichworte sind hier Responsive Design und CSS. Entsprechendes gilt für die Ausspielung von Inhalten auf Webseiten.
Ziel eines MCPS ist es, möglichst viele digitale Produkte aus einem einzigen Inhaltsstrom (Text/Bild/Audio/Video) mit möglichst geringem Aufwand zu erstellen. Hier spricht man vom „Single-Source“-Ansatz. Um dies zu erreichen, müssen die Inhalte möglichst gut strukturiert erfasst werden. Zur Strukturierung der Inhalte zur crossmedialen Verwendung nutzen Publishing-Systeme folgende Funktionen
- Auszeichnung mit Metadaten zur Steuerung der Verwertung
- Ablage in Themenordnern (Dossiers/Container), um Inhalte zu bündeln
- Eindeutige Zuordnung von Bildern und Medien zu Texten (Hierarchisierung)
- Absatzweise Kennzeichnung der Nutzung von Texten („Hybride Texte“) Nur tango media
Betrachten wir nun anhand von einigen Beispielen, wie mit Publishing-Systemen crossmedial gearbeitet wird:
Web-Ausspielung mit hybriden Texten
Wenn in einem einzigen Textstrom Inhalte für mehrere Verwertungen gespeichert werden, spricht man von einem „hybriden Text“. Die Kennzeichnung der Verwertung erfolgt absatzweise. Die Verwertung wird über das Absatzformat gesteuert. Ein Beispiel dafür zeigt Bild unten. Die Titel für Print und Web sind unterschiedlich. Quizfrage: Wo verbirgt sich der Titel fürs Web im untenstehend erfassten Text der Bildschirm-Darstellung von tango media? Die Auflösung finden Sie ganz unten.
E-Books im EPUB-Format
EPUB („electronic publication“) ist ein offener Standard für E-Books vom International Digital Publishing Forum (IDPF) und das gängigste Format für E-Books. Daneben ist noch das Kindle-Format verbreitet. Weitere Infos dazu finden Sie in unserem kostenlosen Dossier E-Books. Da EPUB auf HTML basiert, müssen den Text-Absätzen über die Formate (Stilvorlagen) HTML-Tags zugeordnet werden. Dies zeigt Bild unten. Zusätzlich muss noch ein Inhaltsverzeichnis und ein Titelbild erstellt werden. Die Erzeugung des E-Books geschieht dann über einen Export der Text- und Bilddaten aus dem Publishing-System.
Erstellung von Apps für Smartphone und Tablet
Apps werden üblicherweise über den App Store von Apple (iOS) oder den Google Play Store (Android) verteilt. Dabei unterscheidet man zwischen Einzel-Apps (z.B. Spiele) und Kiosk-Apps. Bei einer Kiosk-App lassen sich in einer App mehrere Ausgaben einer Publikation kaufen und herunterladen. Die App selbst ist kostenlos, die Anmeldung und Abrechnung der gelesenen Ausgaben erfolgt über den jeweiligen Store.
Der Ablauf der Erstellung von Apps ist in Bild oben dargestellt. Die Inhalte werden im Publishing-System erstellt und als Kollektionen von Artikeln („Ausgaben“) in eine Web-Oberfläche übertragen (Bild unten). Dort werden die eingebauten Funktionen wie Bildergalerien, eingebettete Videos etc. geprüft und freigegeben. Über spezielle Webserver des Anbieters der App-Lösung (z.B. Adobe DPS oder MarkStein tango applisher) gelangen die Einzelausgaben in die Apps auf dem Endgerät.
In Kurzform: Präsentation als PDF
Auflösung der Quizfrage: Der Text wird nicht angezeigt, da im Bild nur der Text der Printversion dargestellt wird. Er verbirgt sich hinter dem roten Zeichen „>“.
Bisher erschienen in der Serie „Grundlagen“ folgende Texte:
- Teil 1) Qual der Begriffe: Versuch einer Klärung
- Teil 2) Grundlagen: Systemarchitektur von Publishing-Systemen
- Teil 3) Grundlagen: Redaktionelle Prozesse
- Teil 4) Grundlagen: Crossmediale Funktionen
- Teil 5) Grundlagen: Medienneutrales Publizieren
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