Ein Gastbeitrag von Mike Böll
Das eigentlich Wichtige an der Digitalisierung ist, dass sich Systeme unterschiedlicher Art, Bauweise und Zweck mit anderen Systemen von alleine und ohne Zutun des Nutzers miteinander in Kontakt treten und Dinge erledigen (Machine-to-Machine Communication). Die jüngere Generation der Millenials ist damit aufgewachsen. Für diese Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit, während ältere Menschen der Digitalisierung eher skeptisch gegenüberstehen.
Die Berufswelt wird sich ändern und die Mensch-Maschine-Interaktion wird ein wichtiger Teil davon sein. Mensch und Maschine werden auch in anderen Bereichen interagieren, in denen diese Technik Einzug halten wird. Bestes Beispiel ist das autonome Fahren. Mensch und Maschine arbeiten zusammen. Der Mensch sitzt im Auto, das Auto fährt von alleine. Der Mensch kann aber jederzeit eingreifen und das Steuer selbst übernehmen.
Chance oder Risiko?
Manche Menschen sind auf die Digitalisierung nicht gut zu sprechen, weil viele Jobs wegrationalisiert werden. Nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums werden bis 2022 weltweit 75 Millionen Stellen wegfallen. Doch die Digitalisierung schafft auch neue Arbeitsplätze und Tätigkeitsfelder. Dank der neuen Technik werden in den kommenden fünf Jahren 133 Millionen Stellen neu geschaffen.
Virtual und Augmented Reality
Es werden viele Entwickler gebraucht, die die Software entwickeln. Software zur Implementierung der digitalen Hilfsmittel und Software für deren Steuerung. Auch Hardware muss bis zur Serienreife entwickelt und gefertigt werden. Es werden sich viele neue Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben.
Es werden neue Möglichkeiten geschaffen, die in dieser Form heute noch nicht bestehen. Gerade auch in der Ausbildung werden künstliche Intelligenz, virtuelle und erweiterte Realität (Virtual/Augmented Reality) immer mehr zum Zuge kommen. Die Aus- und Weiterbildung in diesen Bereichen gewinnt also zunehmend an Bedeutung, damit die zukünftigen Herausforderungen bewältigt werden können.
»Wearables«
Neue Berufe werden entstehen und es werden Arbeitnehmer, die nicht mehr am aktiven Berufsleben teilnehmen können, mit Hilfe der neuen Technologie weiterhin in den Arbeitsprozess oder in die Aus- und Weiterbildung eingebunden. Ein ganz wichtiger Aspekt in diesem Thema ist die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung. Hier kann die Digitalisierung viel zu einer Erweiterung des Aktionsradius und der Lebensqualität beitragen und zwar mit „Wearables“ (am Körper getragene elektronische Geräte).
Bei Wearables kann es sich um sehr unterschiedliche Hilfsmittel handeln. Das können etwa 3D-Brillen sein, über die man virtuell Anweisungen und Hinweise bekommt. Durch 3D-Brillen, die mit einer blickbasierten Steuerung arbeiten, gewinnen Rollstuhlnutzer viel bessere Navigationsmöglichkeiten.
Eine andere Art von Wearables sind sogenannte Exoskelette. Diese unterstützen zum Beispiel Menschen, die schwere Lasten heben oder anstrengende wiederkehrende Arbeiten ausführen müssen. Das können Prothesen sein, die mit Nervenstimulation arbeiten und so fehlende Gliedmaßen ersetzen.
Die Digitalisierung in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen kann bei der Ausbildung ein wichtiger Eckpfeiler werden, da der Unterricht nicht mehr ortsgebunden ist. Mit der entsprechenden Ausrüstung kann zu jeder Zeit und an jedem Ort mit Zugang zum Internet Ausbildung stattfinden. Genauso können Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen viel enger in die Arbeitswelt eingebunden werden. Auch durch digitale Unterstützung.
»Mixed Reality«
Möglich gemacht wird das durch den Einsatz von immersiven Systemen, die Virtual und Augmented Reality kombinieren und eine »Mixed Reality« erzeugen. Das heißt, die reale Umgebung, in der sich der Auszubildende befindet, wird durch virtuelle Umgebungen optisch unterstützt. So können Ausbildungsinhalte leichter vermittelt werden. Das kann auf unterschiedliche Arten geschehen. Zum Beispiel durch immersive Telepräsenzsysteme, bei denen man in einer virtuellen Umgebung mit anderen Teilnehmern zusammen an einem virtuellen Tisch sitzt und dabei ein reales Raumgefühl erlebt.
Auch Menschen mit sozialen Phobien können sich virtuell mit anderen Menschen treffen und zusammenarbeiten. Mittels dieser multifunktionalen assistiven Technologie wird Menschen mit Autismus ein Lerninstrument an die Hand gegeben, mit welchem sie sich besser in ihre Umwelt integrieren können.
Smart-Brillen
Mit dem Einsatz von Smart-Brillen und AR-/VR-/MR-Anwendungen werden individuelle Trainings möglich, die aus unterschiedlichsten Gründen (Kosten, Platzmangel, Verletzungsgefahr) sonst nicht praktikabel wären. Ausbilder werden in die Lage versetzt, die Auszubildenden nicht nur mittels Sprache, sondern auch visuell zu unterstützen. Der Ausbilder ist quasi vor Ort und kann direkt den Auszubildenden anleiten und gegebenenfalls auf das Ergebnis einwirken.
Komplexe Systeme
Damit solche komplexen Systeme Wirklichkeit werden, bedarf es großer technologischer Anstrengungen und viel Know-how. Die Technik muss nicht nur theoretisch entwickelt, sondern auch praktisch eingesetzt werden, damit bei der praktischen Anwendung Schwachstellen erkannt werden. Auf diesen Erfahrungen aufbauend kann dann die weitere Entwicklung angepasst und korrigiert werden.
Ein besonders gutes Beispiel ist die Arbeit von Frau Dr. Mekacher beim Berufsbildungswerk in Neckargemünd. Frau Dr. Mekacher erforscht und entwickelt in ihrem „tec“ (Technological Education Center) richtungweisende Technologien, um die Inklusion und barrierefreies Lernen mittels digitaler Techniken voranzutreiben.
Smart Learning Environments
Hier werden intelligente Arbeitsumgebungen entwickelt (Smart Learning Environments/SLE), die die Ausbildung der Schüler und Auszubildenden optimal auf die digitale Arbeitswelt vorbereiten. Unterstützt wird Dr. Mekacher bei Ihrer Arbeit nicht nur durch ihren Arbeitgeber SRH, sondern auch durch Partner aus Industrie und Wirtschaft.
Viele dieser zukunftsweisenden Entwicklungen können auch in anderen Gebieten eingesetzt werden. Die blickbasierte Steuerung kann durch die direkte Interaktion mit der Umgebung auch in Fahrer-Assistenzsystemen eingesetzt werden. So kann der Mensch denken und lenken, das autonome Fahrzeug fährt wohin es soll und berücksichtigt dabei die Absichten des Nutzers. Eine perfekte Kooperation zwischen Mensch und Maschine, die sie zum Team macht. Menschen mit und ohne körperliche oder psychische/mentale Beeinträchtigungen profitieren von dieser Technologie.
Ob im selbstfahrenden Auto, der Medizin, in Multimedia-Anwendungen, die Einsatzmöglichkeiten dieser Technologie sind unbegrenzt und werden nicht nur unser Arbeitsleben in der nahen Zukunft verändern.
Einen kleinen Einblick in die Arbeit von Fr. Dr. Mekacher erhält man unter folgendem Link:
https://www.bbw-neckargemuend.de/fachkraefte/technological-education-center/