Die Kluft zwischen Journalismus und junger Zielgruppe
Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung verdeutlicht das wachsende Problem, dass klassischer Journalismus einen beträchtlichen Anteil der 14- bis 24-jährigen Zielgruppe nicht mehr erreicht. Die jungen »gering Informationsorientierten« konsumieren Nachrichten überwiegend über soziale Medien und empfinden traditionelle Medien als losgelöst von ihrer Lebensrealität.
Die Studie »Verständlicher, nicht so politisch« – Einblicke in die Bedürfnisse und Nutzungspraktiken gering informationsorientierter junger Menschen ergab, dass die genannte Zielgruppe in Gruppen agiert, in denen politische Diskussionen selten vorkommen. Themen wie Diskriminierung und soziale Gerechtigkeit werden zwar besprochen, jedoch fehlt der Bezug zu etablierten Medien.
Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube, die persönlich relevante und unterhaltsame Inhalte bieten, dienen als Hauptinformationsquellen. Inhalte von bekannten Influencern wie »Herr Anwalt« oder »Rezo« genießen Vertrauen, während klassischer Journalismus von Misstrauen und Negativität geprägt ist.
Die junge Zielgruppe bemängelt das Fehlen vielfältiger Medienperspektiven und fühlt sich von den traditionellen Medien nicht entsprechend repräsentiert. Gleichzeitig rufen Begriffe wie »Journalismus« bei ihnen eher negative Emotionen hervor. Eine große Herausforderung für traditionelle Medien, die jüngere Generation zu erreichen und gleichzeitig Glaubwürdigkeit und Relevanz in einer digitalen Welt zu bewahren.
Yvonne de Andrés, Kuratorin und Kulturmanagerin